Stele 9: Feldscheune Siblin
an der Landstraße L 184 von Ahrensbök nach Eutin
SS-Wachmannschaften trieben die Häftlinge aus Auschwitz-Fürstengrube in die Feldscheune des Guts Heine südlich des Dorfes Siblin. Hier blieben sie bis zum 30. April 1945 eingesperrt.
Der Überlebende Samuel Taube erinnerte sich:
„Eine Scheibe Brot täglich für zehn Leute, keinen Kaffee, keinen Tee, keine Suppe, nichts. Dort sind zwei Leute aus meiner Stadt gestorben.“
Der Häftling Leo Klüger berichtet von der Ermordung eines Gefangenen durch die SS:
„(Lager- und Transportführer) Max Schmidt hatte etwas Brot für seine SS-Kameraden besorgt und einer der Häftlinge versuchte es zu stehlen, als er sich unbeobachtet glaubte. Zur Strafe musste er sich hinter dem Schuppen sein eigenes Grab schaufeln, sich davorstellen und den Mund aufmachen. Dann erschoss ihn ein Unterscharführer durch den Mund. Er fiel rücklings in die Grube, die er selbst gegraben hatte. Wir, die im Kreis herumstanden, mußten helfen, das Grab zuzuschaufeln.“
Der Überlebende Berek Jakubowicz, der sich nach seiner Befreiung Benjamin Jacobs nannte, berichtete, dass es während der letzten Tage des Todesmarschs kaum noch zu essen gab:
„Je leerer mein Magen wurde, umso größer wurden die Schmerzen und die Krämpfe. Ich hörte, dass das Dorf Neu Glasau keinen Zahnarzt hatte. Um Essen zu finden, bot ich Max Schmidt meine Dienste für die Dorfbewohner an: ‚Herr Hauptscharführer, ich habe gehört, dass es in Neu Glasau keinen Zahnarzt gibt. Da ich meine zahnmedizinischen Instrumente mitgeführt habe, könnte ich helfen, wenn Sie mir die Erlaubnis geben. Sie wissen, Herr Lagerführer, dass ich nicht flüchten werde. Schmidt dachte einen Augenblick nach und sagte dann: „Keine Einwände“ und gab mir die Namen einer Familie. Wenn du ihnen sagst, dass ich dich schicke, kannst du ihr Haus nutzen. Dann wies er den Wachtmann Scharführer Pfeifer an, mir zu erlauben, die Scheune zu verlassen…“
*****
Die etwa 200 Häftlinge aus Auschwitz-Fürstengrube, die im Ortsteil Siblin in der Feldscheune eingesperrt waren, mussten am 30. April weiter nach Süsel marschieren.
Quellen:
Zitat Samuel Taube: WEGZEICHEN-Film von Martina Fluck während Taubes Besuch in Ahrensbök 2000.
Zitat Leo Klüger: Aus seinen Erinnerungen „Lache, denn morgen bist du tot“, Piper Verlag München, 1998.
Zitat Berek Jakubowicz (Benjamin Jacobs): Aus seinen Memoiren „Zahnarzt in Auschwitz. Häftlinge 141129 berichtet“, Deutscher Wissenschaftsverlag, Baden Baden, 2001.