Stele 8: Ahrensbök

Lübecker Straße 6, vor dem ev. Kindergarten „Dat Kinnerhus“

Sam Pivnik (Szlamek Pivnik) am 8.Mai 2001 während der Eröffnung der Gedenkstätte Ahrensbök. Foto: © Gedenkstätte Ahrensbök

Szlamek Pivnik, der sich nach seiner Befreiung Sam Pivnik nannte, war Gefangener in Auschwitz-Fürstengrube. Er überlebte den Todesmarsch und die Cap Arcona-Katastrophe. Nach 1945 kehrte er mehrmals nach Ahrensbök zurück. 

Im April 1945 war er einer von etwa 20 Häftlingen, die der ehemalige Kommandant des KZ Auschwitz-Fürstengrube und Transportführer des Todesmarschs, Max Schmidt, mit auf den elterlichen Hof in Neu Glasau nahm. Hier mussten die Gefangenen für andere Bauern arbeiten. Weil er zum ersten Mal seit seiner Gefangennahme ausreichend zu essen bekam, erinnerte sich Pivnik Jahrzehnte später an die „besten Bratkartoffeln meines Lebens“. Er hatte sie in Neu Glasau von einem Bauern für seine Arbeit bekommen.

1967 kam er zum zweiten Mal nach Ostholstein, als der NDR den Film „Erinnerungslücken. Das KZ auf dem Bauernhof“ mit ihm und anderen ehemaligen KZ-Häftlingen drehte. Ein Ahrensböker Tankstellenbesitzer beleidigte Pivnik, als er erfuhr, dass der Zeitzeuge jüdisch war: „Juden haben schon immer Kriege begonnen. Und sie werden auch in Zukunft Kriege beginnen“, sagte der Mann.

Ein drittes Mal kam Pivnik 1998 auf Einladung der Gruppe 33 nach Ahrensbök. Die Bürgerinitiative, Vorgängerin des Trägervereins der Gedenkstätte Ahrensbök, hatte es sich zur Aufgabe gemacht, in Ahrensbök und Ostholstein Gedenkarbeit zu leisten. Über diesen Besuch sagte Pivnik: „Nun bin ich unter Freunden.“

Am 8. Mai 2001 kam Pivnik, der seit seiner Befreiung in England lebte, erneut nach Ahrensbök zur Eröffnung der Gedenkstätte. „Ich war kein Held. Ich weiß nicht, wie ich überlebt habe”, berichtete er. Pivnik starb am 30. August 2017 in London im 91. Lebensjahr.

Grabstein auf dem Friedhof in Ahrensbök: “Unrecht war unser Tod 6 unbekannte KZ-Häftlinge”; Foto: © Gedenkstätte Ahrensbök

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Die etwa 200 Häftlinge aus Auschwitz-Fürstengrube wurden in eine Feldscheune im Ahrensböker Ortsteil Siblin getrieben. 

Die etwa 300 Häftlinge aus Mittelbau-Dora mussten weiter zu einer Scheune auf Gut Glasau im Dorf Sarau marschieren.


Quellen: Video mit Pivnik im WEGZEICHEN-Film von Martina Fluck, 2001 bei der Eröffnung der Gedenkstätte Ahrensbök.

NDR-Dokumentation mit Sam Pivnik, „Das KZ auf dem Bauernhof“, 8. Mai 1989.

Gerhard Hoch “Von Auschwitz nach Holstein“, Dölling und Galitz Verlag 1998, S. 175.

Sam Pivnik: „Survivor. Auschwitz, The Death March and My Fight for Freedom”, Hodder & Stoughton, London, 2012.

Sam Pivnik: „Der letzte Überlebende“. Theiss Verlag, Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt, 2017.

„Verrückt nach einem Stück Brot“, Aufzeichnung eines Gesprächs während des Besuch der Familie Bawnik im April 2005.                       

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