Stele 6: Curau
im Rosenfeld an der Lübecker Landstraße, Abzweig nach Dissau
Einer der Häftlinge des Todesmarsches von Auschwitz-Fürstengrube nach Holstein war Leo Klüger, 1921 in Wien geboren. Er wuchs in einer jüdischen Familie auf. Er floh 1938 nach Brüssel. Dort wurde er später von den nationalsozialistischen Besatzern verhaftet und nach Polen gebracht. Klüger kam im Februar 1943 nach Auschwitz. Er überlebte mehrere Selektionen.
In Auschwitz-Fürstengrube gab es – wie in einigen anderen Konzentrationslagern auch – zur Unterhaltung des SS-Wachpersonals eine Theatergruppe. Leo Klüger hatte schauspielerisches Talent und wurde Mitglied dieser Theatergruppe. Statt der schweren Arbeit unter Tage bekam er Arbeit im Lagerbereich zugewiesen. Mit anderen Häftlingen schrieb er kurze Theater- und Musikstücke. Die Gruppe spielte regelmäßig vor SS-Leuten. Auch Häftlinge durften an arbeitsfreien Sonntagen den Aufführungen zusehen. Mit ihren Stücken versuchten sie ihr Publikum zum Lachen zu bringen.
Leo Klüger erinnerte sich:
„… Ich war die Primadonna. Jede Vorstellung enthielt wenigstens ein Duett. Wir sangen und tanzten, und die Kleider, die Freddy für mich nähte, ließen die SS-Damen vor Neid erblassen. Ich hatte einen Büstenhalter an einem Paar Hosenträger festgenäht bekommen und keiner unserer Zuschauer, weder die Häftlinge noch die SS, fanden das komisch, nur ich. Freddy machte mir Anträge, und ich mußte ein keusches, unschuldsvolles 'ja' flüstern. Es war gräßlich!“
Klüger blieb nach seiner Befreiung durch das Schwedische Rote Kreuz in Schweden.
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Von Curau mussten die Häftlinge weiter nach Bokhof marschieren.
Quelle: Leo Klüger „Lache, denn morgen bist du tot. Eine Geschichte vom Überleben“, Piper Verlag München,1998.