Stele 11: Süsel

Am Seeweg 

Als die Reichshauptstadt Berlin brannte, setzten sich NS-Führer nach Schleswig-Holstein ab. Unter ihnen war der Reichsführer SS Heinrich Himmler. Er errichtete in Plön sein neues Hauptquartier. Himmler hatte im November 1944 den Befehl erteilt: „Kein Häftling darf in die Hände des Feindes geraten.“ In Plön strebte er einen Separatfrieden mit den Westalliierten an. Im Gegenzug bot er die Rettung überlebender KZ-Häftlinge an. 

Graf Folke Bernadotte, Vizepräsident des Schwedischen Roten Kreuzes, wurde der Vermittler für solche Friedensverhandlungen mit den Westmächten. Zuerst befreite Bernadotte einige tausend skandinavische Häftlinge und ließ sie nach Schweden bringen. Am 26. März 1945 wurde er vom schwedischen Außenministerium angewiesen, auch nichtskandinavische Häftlinge zu retten. 

Scheune Süsel Foto: © Gedenkstätte Ahrensbök

Der Überlebende Leo Klüger, gebürtiger Österreicher, erinnerte sich:

„Mitten in der Nacht zum 30. April (1945) wurden wir plötzlich (in der Scheune von Siblin) geweckt, und zehn Minuten später marschierten wir los…. Es war sieben Uhr morgens, als wir in dem Ort Süsel (in der Scheune am See) ankamen. Durchnäßt, verfroren und total erschöpft warfen wir uns auf das aufgeschüttete Stroh und schliefen ein. Ein wahnwitziges Geschrei weckte uns. Josef, unser Lagerältester, stand in der Tür und schrie aus Leibeskräften: ‚Franzosen, Belgier und Holländer kommt heraus. Ihr seid frei‘.“

Der Überlebende Benjamin Jakubowicz, gebürtiger Pole, erinnert sich in seinen Memoiren:

„Ein paar Offizielle des Roten Kreuzes und einige SS-Offiziere waren in der Nähe der Busse ins Gespräch versunken. Dann kam der SS-Mann herüber und marschierte um uns herum. Häftlinge aus dem Westen – in die Busse“, rief er. Links. Links. Rechts. Links. Eine Selektion…“

 

Himmlers Versuch, einen Separatfrieden mit den Westalliierten zu erreichen, scheiterte. Er nahm sich am 23. Mai 1945 in britischer Gefangenschaft in Lüneburg das Leben.

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Quellen:

Zitat Leo Klüger: Aus seinen Erinnerungen „Lache, denn morgen bist du tot“, Piper Verlag München 1998.

Zitat Berek Jakubowicz (Benjamin Jacobs): Aus seinen Memoiren „Zahnarzt in Auschwitz. Häftlinge 141129 berichtet“, Deutscher Wissenschaftsverlag, Baden Baden.

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