Stele 1: Lübeck
Gustav Radbruch-Platz, Ecke Fährstraße
Der erste Abschnitt des Todesmarsches aus dem Lager Auschwitz-Fürstengrube, einem von 47 Nebenlagern und Außenkommandos des Vernichtungs- und Konzentrationslagers Auschwitz, begann in der Nacht zum 19. Januar 1945. Etwa 200 Häftlinge, die in der Krankenbaracke zurückblieben, wurden von der SS-Wachmannschaft ermordet.
Der Überlebende Theodor Auster war in der Krankenbaracke zurückgeblieben. Er erinnerte sich:
„Kranken war es erlaubt, in der Krankenbaracke zurückzubleiben, als das Lager geräumt wurde. Am 27. Januar 1945 (als die sowjetische Armee das Hauptlager Auschwitz befreite) erschien ein Kommando von etwa zwanzig SS-Leuten. Wir wurden in eine Holzbaracke getrieben und mussten die Fenster öffnen. Darauf warfen die SS-Männer Handgranaten in die Baracke. 14 Häftlinge, darunter mir, gelang die Flucht in den nah gelegenen Wald. Nach zwei Tagen Freiheit traf ich auf eine Kolonne von KZ-Häftlingen, die von SS-Männern begleitet wurden. Auf Befehl der SS musste ich mich der Kolonne anschließen.“
Die mehr als 1.000 anderen Häftlinge des Lagers Fürstengrube mussten Mitte Januar nach Gleiwitz marschieren. Hier wurden sie zusammen mit einigen tausend anderen Überlebenden in offene Kohlewaggons getrieben. Die Fahrt in das Konzentrationslager Mittelbau-Dora im Harz dauerte etwa zwei Wochen. Viele starben bei dieser Fahrt an Erschöpfung, an ihren Verletzungen, verdursteten, verhungerten oder wurden erschossen.
Sie blieben etwa vier Wochen lang in Mittelbau-Dora. Als der Lagerkommandant aus Auschwitz-Fürstengrube und Transportführer des Todesmarsches, Max Schmidt, die Häftlinge zum Weitermarsch zusammenrief, hatten von den 1.000 Männern etwa 200 den bisherigen Todesmarsch überlebt. Sie marschierten nach Magdeburg, wo sie auf eine Häftlingsgruppe von etwa 300 Männern aus Mittelbau-Dora trafen. Gemeinsam mussten sie einen Elb-Kahn besteigen, der sie bis nach Lübeck brachte.
Am 12. April 1945 kamen sie im Lübecker Industriehafen Vorwerk an.
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Im April kamen noch weitere Häftlinge aus mehreren KZs dort an. 183 von ihnen starben dort und wurden auf dem Vorwerker Friedhof begraben. Eine Gedenktafel und ein Stelenfeld auf dem Friedhof erinnern an diese Tragödie.
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Der nächste Abschnitt des Todesmarsches führte über die Schwartauer Landstraße zum Tremser Teich.
Quelle Zitat Theodor Auster: Telefon-Interviews von Monika M. Metzner mit Theodor Auster, August 2003