Auf dem Weg ins „Dritte Reich“ Die „brüllenden“ 20-er Jahre sind Thema eines Vortrags in der Gedenkstätte Ahrensbök
Es war die Zeit, als Frauen begannen sich zu trauen. Sie rauchten Zigaretten, Zigarren oder Pfeife in der Öffentlichkeit, was bis dato unerhört war. Die kürzesten Kleider kamen ebenso in Mode wie die Bubikopf-Frisur, die so gut zum Charleston passten, der damals zum Modetanz wurde. Es waren die „Roaring Twenties“, die „brüllenden“ 20-er Jahre, die nirgendwo wilder gelebt wurden als in Berlin. Die Zeit zwischen den beiden Weltkriegen war wie ein Tanz auf dem Vulkan, der nur wenige Jahre dauert, weil dann die Nationalsozialisten das ausgelassene Treiben beendeten.
„Tanz auf dem Vulkan. Die ‚RoaringTwenties’ – Berlin auf dem Weg ins Dritte Reich“ heißt eine Veranstaltung des Trägervereins der Gedenkstätte Ahrensbök. Am Sonntag, den 31. März 2019 wird um 15 Uhr der Lübecker Musikwissenschaftler Wolf Rüdiger Ohlhoff über diese Zeit in Wort, Bild und Ton berichten. Es ist der erste Teil einer Veranstaltungreihe über die Zeit, die bis heute mit Bildern eines ausschweifenden Nachtlebens, Tanzpalästen, Revuetheatern und Cabarets, in denen frivole Lebenslust zelebriert wurde, verbunden wird
Die „Roaring Twenties“ waren nicht nur die Zeit, in der sich Frauen zu emanzipieren begannen. Schwule und Lesben zeigten sich erstmals in der Öffentlichkeit. Freikörperkultur wurde zum Kult. Und auch einfache Leute gönnten sich ausgedehnte Freizeitvergnügen in den zahlreichen Sportstätten der Stadt. Es war die Zeit als Berlin nach London und New York zur bevölkerungsreichsten Stadt heranwuchs, sich nach Los Angeles am weitesten ausdehnte. Getrübt wurden Glanz und Glorie aber von einer Hyperinflation 1923, von Arbeitslosigkeit und Armut, von Putschversuchen gegen die Regierung und ersten Erfolgen einer neuen Partei, den Nationalsozialisten. Der Niedergang bahnte sich an - am Ende dieser Zeit führte der Weg ins „Dritte Reich“.
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