Menschenrechtler der ersten Stunde Stéphane Hessel: Widerstandskämpfer, Überlebender und lebenslanger Aktivist
Vortrag in der Gedenkstätte: zum 70. Jahrestag der Erklärung der Menschenrechte
Es grenzte an ein Wunder, dass er überlebte. Weil ein Mithäftling (Eugen Kogon) ihm die Identität eines zuvor verstorbenen Häftlings verschaffte, konnte der als Spion von der Gestapo in Paris verhaftete französische Widerstandskämpfer Stéphane Hessel die Konzentrationslager Buchenwald und Mittelbau-Dora lebend verlassen.
Er wusste das Überleben zu nutzen. Stéphane Hessel, in Berlin als Sohn des Schriftstellers Franz Hessel und der Modejournalistin Helen Grund geboren, war ein lebenslanger Aktivist. Die Familie lebte seit1924 in Frankreich, Sohn Stéphane war seit 1937 französischer Staatsbürger. Nach dem Zusammenbruch der nationalsozialistischen Diktatur und der Befreiung aus KZ-Haft ging Hessel 1946 zu den Vereinten Nationen in New York, wo er die Erklärung der Menschenrechte mitverfasste. Die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte wurde am 10. Dezember 1948 von der UN-Generalversammlung verkündet und statuierte: „Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren“.
Der Historiker Jörg Wollenberg führte in den Jahren 2007 und 2008 mehrere Gespräche mit Hessel, der 2013 in Paris starb. Aus Anlass des 70. Jahrestages der Erklärung der Menschenrechte wird Wollenberg am Sonntag, den 9. Dezember 2018 um 15 Uhr in der Gedenkstätte Ahrensbök über seine Gespräche mit Stéphane Hessel in Film und Ton berichten. Und er wird die Geschichte der Mutter wiedergeben, die sich in Henri-Pierre Roché, den Freund des Vaters, verliebte. Deren Dreiecksbeziehung wurde Vorbild für Francois Truffauts Kultfilm „Jules et Jim“ (mit Oskar Werner und Jeanne Moreau).
Als „Ambassadeur de France“ für das befreite Frankreich setzte sich Hessel in den folgenden Jahren für die Absicherung und den Ausbau der Menschenrechte ein. Als über 90jähriger Erfolgsautor veröffentlichte er 2010/11 die viel diskutierten Streitschriften „Empört Euch!“ und „Engagiert Euch!“. Sie wurden in 40 Sprachen auch ins Deutsche übersetzt und in Millionenauflagen gedruckt. Erneut forderte Hessel in diesen Schriften zum friedlichen Widerstand und gegen die Verletzung der Menschrechte und die Zerstörung der Umwelt auf.
Interessierte sind zu der Veranstaltung eingeladen.
Lebenslanger Aktivist: Stéphane Hessel (Foto: Wollenberg)
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