Der 9. November in der deutschen Geschichte Vortrag und Sonntagsgespräch mit dem Historiker Jörg Wollenberg
Der 9. November ist vielen als Tag der Freude in Erinnerung, weil 1989 die Mauer fiel. Der 9. November wird auch als Tag des Schreckens erinnert, als 1938 mit der Pogromnacht das staatlich organisierte Verbrechen der Judenverfolgung begann. Ein Blick zurück zeigt, dass der 9. November schon ein Jahrhundert zuvor ein bedeutender Tag in der deutschen Geschichte war: Am 9. November 1918 wurde die Weimarer Republik ausgerufen.
„Der 9. November und seine Hinterlassenschaften in der deutschen Geschichte“ ist das Thema eines Vortrags, zu dem der Historiker Jörg Wollenberg (Universität Bremen) Interessierte am Sonntag, den 5. November 2017 um 15 Uhr in die Gedenkstätte Ahrensbök einlädt. Während eines Sonntagsgesprächs wird Wollenberg daran erinnern, dass der 9. November 1918 für die Nationalsozialisten das Werk der „Novemberverbrecher, die 1918 das deutsche Heer erdolcht hatten“, war. Für sie sei die Ausrufung der Republik ein gemeinsames Werk von Kommunismus, Sozialismus, Liberalismus gewesen, deren Vertreter als „Werkzeug der Juden“ bezeichnet wurden. Damit, so Wollenberg, wurde Antikommunismus mit Antisemitismus verknüpft.
Noch an einen anderen 9. November ist zu erinnern: Am 9. November 1923 rief Hitler zum Putsch gegen die Republik auf. Zehn Jahre später hatte er die Macht, die Deutschen aufzurufen, jüdische Geschäfte, Ärzte, Rechtsanwälte zu boykottieren, was zur Pogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 führte, als Juden öffentlich misshandelt und getötet, ihre Geschäfte geplündert und zerstört, Synagogen angezündet wurden. In seinem Vortrag wird Wollenberg der Frage nachgehen. wie die NS-Zeit und die Judenpogrome heute im öffentlichen Bewusstsein wahrgenommen werden, wie politisch Verantwortliche in Deutschland heute mit politischen Minderheiten und Asylbewerbern umgehen.
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