Ein Sohn auf den Spuren des Vaters Gedenkstätte Ahrensbök: Erinnerungen an einen Zwangsarbeiter in Gnissau
Er musste mit den Tieren im Stall schlafen. Für seine erzwungene Arbeit bekam er kaum etwas zu essen und deshalb stahl er manchmal das Futter der Schweine. Einmal hatte ihn die Tochter des Bauern beobachtet, doch sie schwieg. „Zum Glück für mich, sonst wäre ich von ihrem Vater mit aller Härte bestraft worden“. So erinnerte sich der Belgier Jules Geirnaert, damals 22 Jahre alt, an die Monate des Jahres 1940, als er bei einem Bauern in der Ahrensböker Dorfschaft Gnissau Zwangsarbeit leisten musste.
„Das hat mir das Leben gerettet. Erinnerungen eines belgischen Kriegsgefangenen an seine Zeit in Ahrensbök“, heißt ein Vortrag des Lübecker Historikers Christian Rathmer. Am Sonntag, den 30. Juli 2017 sind Interessierte um 15 Uhr in die Gedenkstätte Ahrensbök eingeladen, um eine bemerkenswerte Lebensgeschichte zu hören: Der Brauereigeselle Jules Geirnaert war als belgischer Soldat nach einer Schlacht in Flandern von der angreifenden Wehrmacht gefangen genommen und nach Deutschland verschleppt worden, wo er zum Arbeitseinsatz bei einem Bauern in Gnissau gezwungen wurde.
Jules Geirnaert sprach selten er über seinen Zwangsaufenthalt in Deutschland. Er starb früh, im Alter von 54 Jahren. Sein Schicksal wäre vergessen worden, hätten seine acht Enkel nicht nachgefragt. Sie veranlassten seinen Sohn Christian Geirnaert sich auf Spurensuche zu begeben. Im Frühjahr dieses Jahres kam er nach Ahrensbök und war beeindruckt, dass es in der Gedenkstätte eine Ausstellung über Zwangsarbeit in der Region gab. Der Sohn traf den Historiker Rathmer der ihn nach Gnissau begleitete, wo Geirnaert mit alten Leuten dort sprach, die sich an den Zwangsarbeitseinsatz von Kriegsgefangenen auf dem Oldenburger Hof erinnerten. Auch von dieser Begegnung wird Rathmer am Sonntag Interessierten berichten.
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