Aufgeschrieben für Jugendliche von heute Evamaria Friedrichsen erinnert sich an ihre Kindheit
Sie war 18 Jahre alt als die nationalsozialistische Diktatur endete. Noch stand Evamaria Friedrichsen zu ihren eingebildeten Idealen, noch weigerte sie sich, das HJ-Abzeichen auf ihrer Kletterweste abzutrennen und zu verbrennen, denn: Nach dem Heldentod des Führers und dem schmählichen Kriegsende war für mich und viele junge Nationalsozialisten meiner Generation unsere Welt zusammengebrochen.
Ich war braun bis auf die Knochen und bis zum bitteren Ende, heißen die Erinnerungen der Evamaria Friedrichsen, 90 Jahre alt. Die Bremerin, bis zu ihrem Ruhestand eine engagierte Sozialarbeiterin, hat die Erinnerungen an meine "tausendjährige Schulzeit" für die Jugendlichen von heute aufgeschrieben. In gut verständlicher Sprache und schonungsloser Offenheit schildert sie ihre braune Vergangenheit als Sechzehnjährige so, dass junge Menschen heute ein klares Bild erhalten, wie Jugend im Dritten Reich beeinflusst und manipuliert wurde. Während eines Sonntagsgesprächs am Sonntag, den 25. Juni 2017, wird Friedrichsen um 15 Uhr in der Gedenkstätte Ahrensbök aus ihrem Buch lesen und sich der Diskussion stellen. Der Trägerverein lädt zu dieser spannenden Veranstaltung alle Interessierten ein.
Friedrichsen hat eine besondere Beziehung zu Ahrensbök. Im Juli 1943 wurde die Sechzehnjährige in die Ahrensböker Lehrerinnenbildungsanstalt aufgenommen, um wegen des allgemeinen Lehrermangels während der Kriegsjahre zur Volksschullehrerin ausgebildet zu werden. Die damals etwa hundert Mädchen wohnten in unbeheizten Privatunterkünften, zeitweilig in einer stillbelegten Ziegelei am Ortsrand. Fachräume gab es keine; lebhaft erinnert sich Friedrichsen an die Rassenkunde im Biologieunterricht, wo die Schülerinnen über die Minderwertigkeit der slawischen Rasse belehrt wurden. Friedrichsens Buch ist im Eigendruck erschienen, Bezug über die Gedenkstätte Ahrensbök.
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