P R E S S E 
 
Zeitzeugin und Friedensaktivistin
Vortrag in der Gedenkstätte: Das bemerkenswerte Leben der Esther Bejarano



Einfach war sie nie. Wenige Wochen vor ihrem Tod noch im Alter von 96 Jahren forderte Esther Bejarano nachdrücklich, dass der 8. Mai in Deutschland ein Gedenktag werden solle, der an die Befreiung vom Nationalsozialismus erinnert. In Nachrufen auf sie wurde betont, dass sich die Zeitzeugin bis ins hohe Alter für das Gemeinwohn engagiert habe.

Bekannt aber wurde Esther Bejarano, weil sie als jüdischer Häftling im Vernichtungslager Auschwitz Mitglied des Mädchenorchesters war. Später erzählte sie gerne, dass sie zwar Klavier aber nicht Akkordeon habe spielen können. Aber weil sie auf keinen Fall in Auschwitz „weiter Steine schleppen wollte“, musste sie in kurzer Zeit das Akkordeon-Spiel beherrschen, um ins Mädchenorchester aufgenommen zu werden. Was ihr gelang, indem sie den Schlager „Bel Ami“ spielte. Noch Jahrzehnte später, zuletzt als Mitglied der Rap Band „Microphone Mafia“, gab sie diesen Schlager gemeinsam mit Tochter Edna und Sohn Joram zum Besten.

„Esther Bejarano. Vom Mädchenorchester in Ausschwitz zur Künstlerin für den Frieden“, so heißt ihre Autobiographie und das ist Thema einer Veranstaltung in der Gedenkstätte Ahrensbök am Sonntag, den 16. April 2023, um 15.00 Uhr. Die Eutiner Schriftstellerin und Literaturwissenschaftlerin Susanne Bienwald wird in ihrem Referat berichten, welch vielseitige Persönlichkeit Esther Bejarano war. Einerseits absolvierte sie ein Gesangsstudium nach ihrer Befreiung in Tel Aviv. Andererseits reichte der Verdienst als Künstlerin nicht, und sie musste oft hart und körperlich arbeiten, zuerst in Israel, später in Deutschland, wohin Esther Bejarano mit Mann und zwei Kindern um 1960 herum wieder „einwanderte“.

Die Rückkehr ins Land der Täter begründete die gebürtige Saarländerin u. a. mit ihrer Ablehnung der israelischen Politik gegenüber Palästinensern. Esther Bejarano sympathisierte mit der BDS-Kampagne, die zu „Boykott, Desinvestition, Sanktionen“ Israels aufruft, wurde Mitglied der „Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes“ (VVN). Mitte der 1980er Jahre gründete sie das Auschwitz-Komitee für die Bundesrepublik Deutschland. Vor allem aber trat sie als „Sängerin für den Frieden“ mit namhaften Interpreten dieser Zeit auf. Sie erhielt zahlreiche Auszeichnungen.

Interessierte sind zu dem Vortrag über diese bemerkenswerte Persönlichkeit in die Gedenkstätte -Ahrensbök eingeladen. Im Anschluss an das Referat ist ein Gedankenaustausch mit der Referentin Bienwald möglich. Der Eintritt ist frei. Spenden sind willkommen.


 
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