P R E S S E 
 
In Holz geschnittene bissige Kommentare
Ausstellung „Politische Karikaturen der Weimarer Republik“ in der Gedenkstätte Ahrensbök


Januar 1933: Pfingsten - eine Taube fliegt mit einem Hakenkreuz zum Reichstag. März 1933: Frühlingserwachen – ein Schaf weidet auf einer Wiese aus Hakenkreuzblumen. Es sind Holzschnitt- Bilder des Zeichners Hans Gerner (1893 – 1946), der In seinen Karikaturen den Militarismus und die damit verbundene Wiederaufrüstung in den Jahren der Weimarer Republik derart anprangerte, dass ihm seine kritische Kunst zum Verhängnis wurde. Nach der Machtübertragung an die Nationalsozialisten folgten Konzentrationslager, Berufsverbot und Strafversetzung.

„Politische Karikaturen der Weimarer Republik“ heißt eine Ausstellung, die am Sonntag, den 16. Juni 2019 um 15 Uhr in der Gedenkstätte Ahrensbök eröffnet wird. Im Mittelpunkt stehen die Arbeiten von Hans Gerner, in dessen Leben und Werk die Vorsitzende des Trägervereins, Ingaburgh Klatt, am Sonntag einführen wird. Außerdem wird auf einem Büchertisch eine große Auswahl von Graphic Novels oder Comics in Buchformat ausgelegt. Die meisten dieser Bild-Geschichten thematisieren Ereignisse aus der nationalsozialistischen Zeit wie das Leben der Anne Frank oder der Sophie Scholl, darunter auch die berühmte Grafik-Novelle „Maus“, in der der amerikanische Comic-Zeichner Art Spiegelman das Schicksal seiner jüdischen Eltern im Holocaust erzählt.

Ausstellung und Bücherpräsentation finden im Rahmen der Aktionswochen „Für Demokratie und bunte Vielfalt“ in Eutin und Ahrensbök statt. Sie werden bis 8. September zu sehen sein. Interessierte sind zur Vernissage - oder später, wer am Sonntag verhindert ist - in die Gedenkstätte eingeladen.

Der Karikaturist Hans Gerner war überzeugter Pazifist und Demokrat. Obwohl er als Leutnant am Ersten Weltkrieg teilgenommen hatte, arbeitete er gegen die sich ausbreitende Mehrheitsmeinung, die sich in der jungen Republik dem Ziel verschworen hatte, der noch schwachen Demokratie den Todesstoß zu versetzen. Hans Gerner, der seine in Holz geschnittenen bissigen Kommentare des politischen Geschehens überwiegend in der Stuttgarter Sonntagszeitung veröffentlichte, wurde als der „Einzige in Deutschland, der in dieser verlogenen Zeit in die Kerbe haut“, von einem Zeitgenossen gepriesen. Dass Gerner schließlich dem politischen Druck nachgab und in die NSDAP eintrat, soll ihn derart beschämt haben, dass er 1946 sein Leben mit dem Freitod beendete.


 
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