P R E S S E 
 
Sie kamen aus Kiew, Lublin, Mariupol
Ausländische Arbeitskräfte in der Kriegswirtschaft




Ihre Behausung war menschenunwürdig, die Versorgung schlecht. Die Menschen waren Wind und Wetter und oft schrecklichem Gestank ausgesetzt. Ihre Arbeit war extrem anstrengend, und sie war häufig gesundheitsgefährdend. Millionen von Menschen - Männer, Frauen und Kinder, Alte und Junge – wurden während des Zweiten Weltkriegs aus den von den Deutschen besetzten und eroberten Gebieten, viele aus Polen und der heutigen Ukraine, zum erzwungenen Arbeitseinsatz ins Deutsche Reich verschleppt.

„Sie kamen aus Kiew, Lublin, Maripol“, heißt ein Vortrag zu dem der Trägerverein am Sonntag, den 8. Oktober 2017, um 15 Uhr Interessierte in die Gedenkstätte Ahrensbök einlädt. Der Lübecker Historiker Christian Rathmer wird das Schicksal der Menschen schildern, die zwischen 1939 und 1945 in der Kriegswirtschaft zwangsweise eingesetzt wurden, um die an der Front kämpfenden deutschen Männer zu ersetzen. So auch in Ahrensbök, wo nachweislich 1.294 Männer und Frauen Zwangsarbeit leisteten. Sie mussten in der Landwirtschaft schuften, beispielsweise in der Gemüseabsatzgenossenschaft in Hörsten. Andere wurden zur Arbeit in der Industrie gezwungen, hier besonders in den Globus-Gummiwerken und der Flachsröste in Holstendorf. Die Daueraustellung „Man hat mir vier Jahres meines Lebens gestohlen“ in der Gedenkstätte, die seit April dieses Jahres gezeigt wird, dokumentiert viele Beispiele in der holsteinischen Region.

In seinem Vortrag wird Rathmer u. a. schildern, wie in beiden Ahrensböker Industriebetrieben äußerst belastende Lebens- und Arbeitsbedingungen herrschten. Damals wie heute wurden in den Globuswerken Asbestartikel, vor allem Dichtungsringe für Motoren hergestellt. In der Flachsröste war das Rotten der Flachshalme in großen Gruben übel stinkende Schwerstarbeit bei Kälte und Regen. Während der Direktor der Flachsröste 1945 Selbstmord beging, wurde der Betriebsführer der Globuswerke wegen Verbrechens gegen die Menschlichkeit angeklagt. Nach der Befreiung war es für die entwurzelten Menschen schwer, in ihr Leben zurück zu finden. Eine Entschädigung für das ihnen zugefügte Leid erhielten sie nie.



Eine von 1 294 Karteikarten mit den Namen ausländischer
Arbeitskräfte, die Zwangsarbeit in Ahrensbök leisten mussten





 
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