P R E S S E 
 
Kindheit und Jugend unterm Hakenkreuz
Sonntagsgespräch mit Marianne Wilke



„Es ist nicht deine Schuld, dass die Welt so ist, wie sie ist. Es wär` nur deine Schuld, wenn sie so bleibt“. Gerne beendet Marianne Wilke mit dieser Textzeile aus einem Lied der Musikgruppe „Die Ärzte“ die Schilderung ihrer Lebensgeschichte, wenn sie vor jungen Menschen auftritt. Die Zeitzeugin Wilke spricht seit vielen Jahren vorzugweise vor Klassen und Jugendgruppen, wie sie als Tochter eines jüdischen Vaters, der das KZ Theresienstadt überlebte, und als Enkelin jüdischer Großeltern, die in Riga erschossen wurden, den nationalsozialistischen Terror erlebte.

„Frühe Jahre unterm Hakenkreuz. Aus dem Leben einer Tochter aus jüdischem Haus“, heißt ein Sonntagsgespräch mit Marianne Wilke, zu dem der Trägerverein Gedenkstätte Ahrensbök/Gruppe 33 e. V. Interessierte einlädt. Die Zeitzeugin wird am Sonntag, den 13. August 2017 um 15 Uhr aus ihrem Leben erzählen und Fragen von Besuchern und Besucherinnen beantworten. Wilke wurde vor zwei Jahren „für ihre über Jahrzehnte erworbenen, herausragenden Verdienste für die Erinnerungsarbeit und ihren Kampf gegen Rechtsextremismus“ mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.

Sie war vier Jahre alt, als die Nationalsozialisten die Macht übernahmen. Schnell musste Marianne Wilke geborene Lehmann erfahren, dass sie als „Halbjüdin“ kein unbeschwertes Leben führen konnte: Parkbänke, auf denen sie nicht sitzen durfte, Radioapparate, Schreibmaschinen und Fahrräder, die sie abgeben musste, Straßenbahnen, die zu nutzen ihr und ihrer Familie verboten war. Und ständig die quälende Angst, dass der Vater verhaftet würde. Im Hamburger Mietshaus, wo die Familie lebte, hieß es: „Spielt nicht mit den Lehmannskindern“, so auch der Titel eines Theaterstücks über Wilke, das Schüler und Schülerrinnen in Hamburg aufführten.

Marianne Wilke, Jahrgang 1929, ist trotz ihres hohen Alters eine bemerkenswert aktive Frau. Die Ehrenvorsitzende der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN) engagiert sich in zahlreichen Initiativen, in Friedenswerkstätten, Kreisen gegen Ausländerfeindlichkeit. Wiederholt sprach sie in der Gedenkstätte Ahrensbök während der internationalen Jugendsommerlager. Die Veranstaltung am 13. August wird von ihrem Sohn Dirk musikalisch begleitet. Der Filmemacher Cai Wesnigk aus Bad Schwartau wird das Sonntagsgespräch filmen, um die Lebensgeschichte der Zeitzeugin dauerhaft zu dokumentieren.
 
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