P R E S S E 
 
Verfolgt, vertrieben – und spät anerkannt
Gedenkstätte Ahrensbök: Susanne Bienwald stellt einen besonderen Lebensweg vor


Ihr Aufstieg wurde bewundert, weil er ungewöhnlich zu dieser Zeit war: Hertha Narthorff arbeitete bereits in den 1920er Jahren als Ärztin in leitender Position in Berlin-Lichtenberg. Dann, 1933, als den Nationalsozialisten die Macht angedient wurde, verlor sie ihre Kassenzulassung, durfte nur noch als Sprechstundenhilfe in der Praxis ihres Mannes arbeiten. Lange versuchte das Ehepaar der Verfolgung zu trotzen, bis den Narthorffs, im April 1939 die Ausreise zuerst nach London, dann die Weiterreise nach New York gelang.

Sonntag, den 27. Oktober 2024, wird um 15.00 Uhr während eines Sonntagsgesprächs in der Gedenkstätte Ahrensbök die Eutiner Literaturwissenschaftlerin und Autorin Susanne Bienwald den Lebensweg von Hertha Narthorff (1895 – 1993) nachzeichnen. Wie sie berichten wird, kamen nach den Jahren der Verfolgung und Diskriminierung in Nazideutschland viele Jahre der Entbehrung in den USA. Narthorff, die entfernt mit Albert Einstein verwandt war, musste den Lebensunterhalt der Familie als Krankenpflegerin, Dienstmädchen, Barpianistin oder Küchenhilfe bestreiten, weil es Jahre dauerte, bis sie als Ärztin anerkannt wurde. Der Verlust ihres erlernten Berufs und ihrer Selbstständigkeit quälten sie sehr.

Narthoff gab jedoch nicht auf. Bald schon leitete sie in den USA Kurse für Emigrantinnen in der Kranken- und Säuglingspflege, und sie organisierte kulturelle Veranstaltungen. Schließlich wurde sie auch in der Bundesrepublik für ihren bemerkenswerten Lebensweg geehrt, 1967 mit dem Bundesverdienstkreuz. Seit 1995 verleiht die Ärztekammer Berlin den Hertha-Nathorff-Preis für herausragende Magisterarbeiten. Ein zeitgenössisches Porträt Narthorffs der Künstlerin Marlis E. Glaser hängt im Universitätsklinikum. Bienwalds Vortrag findet in Kooperation mit dem Kirchenkreis Ostholstein statt. Eintritt ist frei. Spenden sind willkommen
 
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