P R E S S E 
 
Die Hoffnungen zerschlugen sich schnell
Vortrag in der Gedenkstätte erinnert an das Manifest


Nach der Befreiung von der nationalsozialistischen Diktatur waren die Hoffnungen groß. Die Rufe "Nie wieder Faschismus. Nie wieder Krieg" waren ebenso zu hören, wie auch - beispielsweise - das Manifest der demokratischen Sozialisten des Konzentrationslagers Buchenwald, das den Aufbau eines freien, demokratischen Deutschlands forderte, große Erwartungen weckte. Die Hoffnungen zerschlugen sich schnell.

Was ist daraus geworden? Diese Frage stellt der Historiker Prof. Jörg Wollenberg (Universität Bremen) in den Mittelpunkt eines Vortrags zum Antikriegstag 2019, der den deutschen Überfall auf Polen markiert. Am Sonntag, den 1. September 2019 um 15.00 Uhr wird der Historiker an den im Gedächtnis der Deutschen vergessenen Widerstandskämpfer und KZ-Überlebenden Hermann Brill erinnern. Der sozialdemokratische Politiker, der nach 1945 zu den Gründungsvätern der Bundesrepublik gehörte, verband mit seinem Engagement die Hoffnung, dass der Faschismus besiegt war.

Wollenberg wird außerdem einen anderen Vergessenen zu Wort kommen lassen: Klaus Mann, Sohn des berühmten Schriftstellers, forderte 1945 in einer Rundfunkrede: "Die alten politischen Gegensätze sollten vergessen sein. Im unterirdischen Kampf gegen das Nazi-Regime haben Kommunisten mit Sozialdemokraten und Katholiken zusammen gearbeitet, so wie Konservative und Liberale in den Konzentrationslagern zusammen gelitten haben. In diesem Geiste soll es weitergehen. Nur so kann Deutschland wieder aufgebaut und eine deutsche Demokratie allmählich hergestellt werden".

Es kam anders. In seinem Vortrag wird Wollenberg nicht nur die Tatsache benennen, dass viele Altnazis nach 1945 wieder zu Amt und Würden kamen. Er wird auch der Frage nachgehen, "warum es heute nicht nur den Rechten gelingt, erneut die Nazi-Vergangenheit zu entsorgen". Interessierte sind zu diesem Vortrag in die Gedenkstätte eingeladen.

Zum Antikriegstag Erinnerungen an einen Vergessenen:
Widerstandskämpfer und KZ-Überlebender Hermann Brill (Bildmitte)
(Foto: Archiv Wollenberg)

 
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