P R E S S E 
 
Satirisch gegen rechts
Drei Aktionswochen „Für Demokratie und bunte Vielfalt“



Eine Stadt stand auf gegen rechts. Sechsundzwanzig Tage, vom 1. Bis 26. Juni 2019, organisierten der Trägerverein der Gedenkstätte Ahrensbök in Zusammenarbeit mit dem Landesbeauftragten für Politische Bildung drei Aktionswochen „Für Demokratie und bunte Vielfalt“. Sie wirbelten sowohl in Ahrensbök als auch in der ostholsteinischen Kreisstad Eutin mächtig Staub auf. Nicht mit erhobenem Zeigefinger, nicht mit wortlastigen Informationen, vielmehr mit – oft bissigem - Humor sollten insbesondere junge Menschen motiviert werden, gegen Menschenfeindlichkeit und gegen Rassismus aufzustehen.

Auftakt war ein runder Tisch. Als die Organisatoren Anfang des Jahres zum ersten Mal in das Eutiner Rathaus einluden, war der Raum proppenvoll. Es kamen Vertreterinnen und Vertreter von Jugendzentren, Schulen und Bildungsstätten, Vereinen und Parteien, Bürgermeister und andere Stadtoberen sowie Kirchen, Museen und Festspiele, Polizei, Flüchtlingshelfer ebenso wie Service-Clubs, Friedens- und andere Initiativen, Sparkassen und Stiftungen, Geschäftsleute und jeder und jede, die sich engagieren wollten. Und alle machten mit.

Mittelpunkt der Aktionswochen war die Wanderausstellung „Oh, eine Dummel! Rechtsextremismus und Menschenfeindlichkeit in Karikatur und Satire“. Beim Betrachten der sechzig aktuellen Karikaturen von den besten Künstlern ihrer Zunft sowie einem Begleitprogramm mit Film- und Fernsehbeiträgen blieb manchem Besucher das Lachen im Hals stecken wie bei der Karikatur, auf der ein Richters den wegen Mordes an einem Polizisten verurteilten Reichsbürger fragt, ob er nach dem Strafgesetzbuch oder nach dem Reichsrecht - mit Strick - verurteilt werden möchte.

„Politische Karikaturen der Weimarer Republik“ heißt eine Ausstellung, die in der Gedenkstätte Ahrensbök bis zum 8. September gezeigt wird. Zu sehen sind Holzschnitt-Bilder des Zeichners Hans Gerner (1893 – 1946), der in seinen Karikaturen Militarismus und Wiederaufrüstung anprangerte. Manche der Spottbilder wirken höchst aktuell wie ein Fackelmarsch mit dem Untertitel: „So war es einmal. So kann es auch wieder kommen“.

Es gab drei Wochen lang kaum einen Tag ohne Aktion. Freiwillige führten jeden und Schüler führten Schüler regelmäßig durch die Dummel-Ausstellung. Schulklassen wurden in den Film „Wildes Herz“ über die Punkband „Feine Sahne Fischfilet“ vom Punk-Rektor i. R. Matthias Isecke-Vogelsang eingeführt. Der Aussteiger Maik Scheffler sprach vor den Oberstufen weiterführender Schulen und vor Absolventen der Polizeischule in Malente. Jennifer Teege las aus ihrem Buch „Mein Goßvater hätte mich erschossen“. Es gab Poetry Slams gegen Rechts und einen Grafitti-Workshop, wo Hocker mit bunter Vielfalt besprüht wurden. Und die Journalistin Andrea Röpke informierte über „Völkische Landnahme“, wie Rechtsextreme gezielt in ländlichen Räumen siedeln.

Zuletzt ein Diskurs, wie „Paroli bieten“. Die Runde, die im gut besuchten Eutiner Kreishaus auf dem Podium saß - darunter die Bundestagsabgeordneten Bettina Hagedorn und Luise Amtsberg, der schleswig-holsteinische Staatssekretär Oliver Grundei und der Flüchtlingsbeauftragte des Kirchenkreises Ostholstein, Daniel Hettwich – war sich einig, dass man Rechtspopulisten und Rechtsextremisten stets auf allen Ebenen sofort Kontra geben müsse.

Schüler führen Schüler durch die Ausstellung
"Oh, eine Dummel! Rechtsextremismus und
Menschenfeindlichkeit in Karikatur und Satire

 
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